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Interview: Frederik Steinmetz über sein Add-on ARewO

Frederik Steinmetz ist studierter Biologe und hat sich auf die Visualisierung von biologischen Prozessen sowie die Modellierung von Tieren, vor allem von Insekten, spezialisiert. Seine Arbeiten finden sich auf Bioillustration.de. Außerdem ist er als Trainer für Blender aktiv und veröffentlicht Tutorials auf BlenderDiplom.com.

BD: Wie kam es dazu, dass du dein erstes Blender-Add-on geschrieben hast?

Frederik Steinmetz: Ich probiere immer viel mit Blender aus. Ab und zu stoße ich auf simple Sachen, die mir fehlen. Eins davon war ein erweitertes Array, das mehr kann als der Modifier. Dann habe ich gemerkt, dass ich das mit circa 20 Zeilen Code hinkriegen kann. Als das funktioniert hat, habe ich beschlossen, dass man dieses leichte Skript gut als Demo für andere Nicht-Python-Gelehrte wie mich verwenden kann.

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BD: Das hattest du zuerst als Skript angeboten, das die Nutzer selbst ausführen müssen, zusammen mit einem Tutorial als Einstieg in Python. Wie weit war der Weg zum Add-on?

Frederik Steinmetz: Nachdem ich das Skript für seine ursprünglichen Zwecke fertiggestellt hatte, sind mir immer mehr Anwendungsmöglichkeiten eingefallen. Dabei bin ich auch auf Sachen gestoßen, die mit der ersten Version nicht funktioniert haben. Daraufhin habe ich ein weiteres Tutorial gemacht, in dem erweiterte Funktionen ermöglicht wurden, das allerdings, gerade wenn man viele Objekte verwendet, auch sehr viel langsamer war. Ein Add-on daraus zu machen war eine spontane Idee, weil ich dachte, es wären einfach ein paar Zeilen mehr wegen der GUI.

BD: Dadurch, dass es jetzt ein Add-on ist, wurde auch die Handhabung für den Nutzer deutlich vereinfacht. Man muss es nur installieren/aktivieren und kann interaktiv mit den Parametern arbeiten. Wie hoch war für dich der Aufwand, das GUI zu erstellen et cetera, verglichen mit der Kernfunktionalität?

Frederik Steinmetz: Als ich daran geschrieben habe, habe ich mir immer wieder vorgestellt wie jemand, der die Dokumentation nicht verfolgt hat, dieses Add-on benutzen wird. Daraufhin habe ich immer mehr Hilfestellungen eingebaut und noch eine abgespeckte Funktion geschaffen. Bei dieser muss man nur einen Knopf drücken, und schon sieht man etwas. Das war für den Fall gedacht, dass jemand durch die Funktionen abgeschreckt wird, für die man Voreinstellungen vornehmen muss. Der kann dann ganz einfach herumprobieren. Später sind ein paar Knöpfe wieder hinzugekommen, die man auch unabhängig benutzen kann, weil ich sie selbst praktisch fand. Dann muss man auch sehr viel Code darauf verwenden, damit der Nutzer keine Fehlermeldung produzieren kann. Letzten Endes kann man den Mehraufwand in Zahlen fassen: 20 Zeilen im Original, 710 als Add-on.

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BD: Wie gut waren Deine Vorkenntnisse in Programmierung allgemein, Python im Speziellen und Blender Python im Besonderen, als du mit ARewO angefangen hast?

Frederik Steinmetz: Ich hatte einmal ein Skript geschrieben, das Objekte im Raum verteilt, verbindet und zu Musik hüpfen lässt. Das war vollkommen unabhängig von den Objekten in der Szene und deshalb wesentlich weniger kompliziert. Außerdem hatte ich in Actionskript ein paar Flash Apps geschrieben, unter anderem mit Away3D. Das alles hatte ich mir aus Beispielen von anderen Programmierern zusammengebastelt und erweitert. Aber ich glaube, die Grundlagen habe ich tatsächlich noch aus der Schule. Da habe ich gelernt, was eine Variable ist und eine Schleife. Für simple Skripte braucht man gar nicht so viel mehr.

BD: ARewO war von Anfang an gut dokumentiert, zuerst Tutorials zum Aufbau, dann Tutorials zur Anwendung und eine Text-Dokumentation noch dazu. Würdest du so einen Aufwand bei weiteren Add-ons wieder betreiben?

Frederik Steinmetz: Die Dokumentation über die Benutzung des Add-ons halte ich für Ehrensache (oder etwas weniger Pathetisches). Und da die Tutorials recht beliebt waren, würde ich wieder so vorgehen.

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BD: Für was hast du ARewO bisher genutzt und hast du Beispiele von anderen Nutzern gesehen, die das Add-on einsetzen?

Frederik Steinmetz: Ich habe mit ARewO eine Biosynthese simuliert, die in meinem Showreel vorkommen wird, eine DNA-Helix erstellt, einen Tausendfüßer geriggt und diese aufklappende Dose, aus der der Rauch mit dem Blendersymbol kommt. Bei anderen habe ich eine Boden-Austausch-Animation gesehen für die das Skript vermutlich abgewandelt wurde und die Animation einer sich aufbauenden Mauer. Es gibt außerdem ein polnisches Tutorial zu ARewO. Und dann noch deine Sound-Visualisierung...

BD: Du versuchst grünes Licht für eine Integration von ARewO in die Standard-Installation von Blender zu bekommen. Was für einen Prozess muss man durchlaufen, wenn man sein Add-on mit Blender ausliefern will?

Frederik Steinmetz: Es gibt verschiedene Standards, die man einhalten muss, und dann kann man es einschicken. Lizenz und Autorinformationen müssen korrekt weitergegeben, ein paar Programmierstil-Eigenschaften sollten eingehalten werden und man sollte eine detaillierte Bedienungsanleitung zur Verfügung stellen.

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BD: Welche Tipps würdest du jemandem geben, der eine Funktionalität in Blender vermisst und diese per Add-on nachreichen möchte?

Frederik Steinmetz: Recherche! Wenn man neu anfängt, kann man mit einer API zu 80 Prozent nichts anfangen. Deshalb sollte man nachschauen, ob es Ähnliches gibt. In den Codesnippets von Blender sind tolle Beispiele und vor allem: Blender erlaubt es, jeden Schritt, den man macht, als Python Befehl anzuschauen. So bekommt man schon einmal einen guten Überblick, was Python intern macht.

 

Dieses Interview erschien im Magazin Digital Production, Ausgabe 1406. Den zugehörigen Artikel zu den besten Plug-ins für Blender finden Sie hier auf BlenderDiplom. Herunterladen können Sie Artikel und Interview hier im PDF-Format.

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