Momentan arbeitet Jeroen Bakker an einem Redesign des Blender Compositors, um die Nutzbarkeit zu verbessern und ihn an moderne Hardware anzupassen. BlenderDiplom konnte ihn über sein Projekt und seine Erfahrungen mit Crowdfunding befragen.
Wir sind hier am BlenderDay 2011 und ich spreche mit Jeroen Bakker. Jeroen, wer bist du und warum besuchst du den BlenderDay?
Ich bin ein Blender-Entwickler und überarbeite zur Zeit den Compositor. Der Compositor ist ein System zum Nachbearbeiten von gerenderten Bildern, um Hollywood-ähnliche Effekte erzielen zu können. Das ist ein System das vor Jahren erstellt wurde und sich seither kaum weiterentwickelt hat. Das ist das Projekt an dem ich momentan sitze. Ich habe die Blender-Gemeinschaft um Spenden gebeten und viel Geld kam aus Deutschland. Daher bin ich hier am BlenderDay 2011.
Vielleicht kannst du uns ein wenig über die Philosophie hinter dem Redesign erzählen und was du mit dem überarbeiteten System erreichen willst.
Die Leute beschweren sich ständig über die Geschwindigkeit des Compositors. Das ist ein Teil des Systems, den ich ändern will. Aber ich will nicht nur einen sehr schnellen Compositor erstellen, ich will einen Compositor der für dich schneller arbeitet. Die Leute sollen nicht warten müssen, bis der Compositor fertig ist, um die Resultate zu sehen. Sie sollen direkt mit dem System interagieren können.
Du hast von Spenden gesprochen. Wie funktioniert das, wie hast du das Projekt aufgebaut und haben sich deine Erwartungen erfüllt?
Das Projekt wurde Anfang des Jahres gestartet, es ist jetzt sechs Monate alt. Ich brauchte etwas Geld um das Projekt starten zu können. Es braucht eine lange Zeit, den Compositor zu ändern und ich kann das nicht mehr in meiner Freizeit machen. Meine erste Idee war eine Crowdfunding-Kampagne, da Blender eine große, aktive Gemeinschaft mit vielen engagierten Nutzern hat, die mit dem Compositor arbeiten. Jeder Film nutzt den Compositor, jeder Künstler nutzt ihn, um seine Bilder fertigzustellen. Daher dachte ich, wenn jeder 5 Euro gibt, kann ich im Gegenzug einen besseren Compositor erstellen - eine Win-Win-Situation.
Wie war der Spendenaufruf? Spenden und Beschwerden?
Soweit ich weiß, war dies das zweite Crowdfunding-Projekt für den Code von Blender. Das erste ging darum, den Code von Blender überhaupt freizukaufen und das hier ist das erste große Programmierprojekt. Als wir das Projekt starteten waren viele Dinge unsicher. Werden Leute spenden? Wie viel werden sie spenden? Das ist ein großes Risiko. Wenn du anfängst und die Leute gespendet haben, wollen sie, dass du es auch zu Ende bringst. Selbst für kleine Beträge wollen die Leute etwas sehen. Was ich getan habe, um das Risiko zu minimieren, war, dass ich das Projekt in verschiedene Phasen einteilte. Für jede Phase habe ich 50% Risiko auf mich genommen, um zu sehen was passiert. Die erste Phase ging darum, eine direkte Antwort zwischen System und Nutzer zu erhalten. Innerhalb von einem Monat hatte ich all das Geld, das ich benötigte, um diese Phase zu beginnen. Das war ein großer Erfolg! Ich hatte das nicht erwartet, es ist einfach passiert. Und all das dank der Blender-Gemeinde!
Momentan bist du in Phase #2, aber soweit ich auf deiner Webseite gesehen habe, sind die Spenden für diese Phase noch nicht vollständig zusammengekommen (*).
Das stimmt. In der zweiten Phase soll moderne Hardware unterstützt werden, um schnellere Berechnungen zu erhalten und alle CPUs, GPUs und sämtlichen Speicher des PCs zu nutzen. Diese Phase ist noch nicht vollständig ausfinanziert. Aber ich denke, in ein paar Monaten wird sie fertig sein.
In Phase #3 wird es um die tatsächlichen OpenCL-Nodes gehen?
Das Projekt handelt davon, wie das System genutzt wird und ob es derzeit dem Nutzer Steine in den Weg legt. Viele der Nodes, die wir jetzt haben, wurden irgendwann einmal entwickelt, weil sie für bestimmte Zwecke benötigt wurden. Ich denke die meisten Nodes müssen einem Review unterzogen werden, um herauszufinden, welches das ideale Set an Nodes ist, damit ein Compositor so viel wie möglich damit erstellen kann. Das ist die dritte Phase und ich denke, die meisten zeitintensiven Aufgaben befinden sich dort.
Du bist sehr offen bei deinen Entwicklungen. Du hast ein Blog mit wöchentlichen Berichten über das, was du getan hast und was noch erstellt werden muss. Du erstellst auch in regelmäßigen Abständen YouTube-Videos mit deinen Fortschritten. Wie wichtig ist das für ein Crowdfunding-Projekt und baut das Vertrauen in dich und deine zukünftigen Unternehmungen auf?
Kommunikation ist das A und O des Crowdfunding-Prozesses. Du musst kommunizieren! Es gibt Leute, die haben Geld in dein Projekt gesteckt. Du nimmst nicht einfach das Geld und sagst "Danke, in mehr als einem Jahr habt ihr dann den Compositor". Nein, du berichtest wöchtentlich. Du musst zeigen, dass für das Geld auch Arbeit gemacht wird. Du musst auch mit den Blender-Entwicklern sprechen, ob dein Projekt in eine passende Richtung geht. Denn das Ziel ist, den Compositor in den Trunk zu bekommen. Also musst du auch mit den Entwicklern kommunizieren und mit den Künstlern. Ich als Entwickler weiß nicht, wie Künstler arbeiten. Also verbringe ich auch viel Zeit online und spreche mit Compern weltweit über ihre Wünsche.
Kooperierst du auch mit Studios, um die Entwicklung zu finanzieren und Input zu erhalten?
Am Anfang des Projekts war die Idee im Raum, dass ein Studio die Entwicklung sponsern könnte. Aber es spendieren hauptsächlich die kleineren Studios kleine Summen, um das Projekt zum Abschluss zu bringen. Es gibt kein großes Studio-Sponsoring.
Also ist es ein reines Community-Projekt?
Ja, 100% Community!
Danke für die Einblicke in dein Projekt!
(*) Dank einiger neuer Spenden hat das Projekt inzwischen Phase 3 erreicht!